Das studentische Wohnen in 2022
Die Wohnheimkrise setzt sich fort.
Unsere Arbeit im Bereich des studentischen Wohnens wurde vor allem durch die Inflation und die Energiekrise überschattet. Auch die Wohnungsnot in Berlin ist nach wie vor spürbar.
Warteliste
Die Wohnungsnot in Berlin hat sich weiter verschärft.
Dies machte sich auch in den Wohnheimen des studierendenWERKs bemerkbar. Auch im Jahr 2022 war die Warteliste lang. Zum 1. Dezember 2022 waren insgesamt
3.080 Studierende unversorgt (2021: 2.889). Weitere 2.001 Personen waren ebenfalls auf der Warteliste, wollten aber zu einem späteren Zeitpunkt als dem 1. Dezember 2022 einziehen (2021: 1.710). Die Wartezeiten haben sich deutlich verlängert und betrugen 2022 mindestens drei Semester.
Das InfoCenter Wohnen, das 2018 seine Arbeit aufgenommen hat, um die Studierenden unter anderem bei der Suche auf dem freien Wohnungsmarkt zu unterstützen, wurde 2022 noch stärker frequentiert und hat insgesamt 53.665 Beratungen durchgeführt, davon 36.636 schriftlich, 11.661 telefonisch und 5.372 persönlich (2021: insgesamt 36.012 Beratungen).
Kontingentplätze
Die Anzahl der Kontingentplätze blieb gegenüber den Vorjahren unverändert. Alle Kontingentplätze wurden von den Hochschulen in Anspruch genommen. Wegen der Sanierung eines Wohnheims wurden 66 Plätze aus dem Wohnheim Eichkamp größtenteils im Wohnheim Franz-Mehring-Platz sowie in den Wohnheimen Sewanstraße und Coppistraße untergebracht.
Neubauvorhaben
Im Jahr 2022 wurde vor allem die Planung des Neubaus im Aristotelessteig vorangetrieben – hier könnten bei Umsetzung 176 neue Plätze entstehen. Über das Jahr hinweg musste die bisherige Kostenschätzung (vom Stand Dezember 2018) mehrfach angepasst werden. Die Umsetzung wird nun auf 19,76 Mio Euro statt bisher 14,4 Mio geschätzt. Zwar hat das Projekt wesentliche Plan-Genehmigungsschritte durchlaufen, aufgrund der massiv gestiegenen zu erwartenden Kosten musste allerdings der Senatsverwaltung Ende des Jahres mitgeteilt werden, dass die Umsetzung des Vorhabens ohne eine signifikante Bezuschussung (z.B. aus den Mitteln des von der Bundesregierung neu aufgelegten Förderprogramms für studentisches Wohnen) nicht zu für Studierende bezahlbaren Mieten umsetzbar ist. Um eine gemeinsame Lösung wird im kommenden Jahr gemeinsam mit dem Land gerungen werden müssen.
Auswirkungen der Energiekrise auf die Mieten
Die durch die russische Aggression gegen die Ukraine ausgelöste Energiekrise hat sich besonders auf das studentische Wohnen ausgewirkt. Strom und Wärme für die Wohnheime des studierendenWERKs BERLIN werden über die Energiewirtschaftsstelle des Landes Berlin (EWS) bezogen. Im Laufe des Jahres korrigierte die EWS ihre Preisprognose für 2023 mehrfach nach oben und kündigte schließlich Preissteigerungen für alle Medien an, beispielsweise für Gas um mehr als 400 Prozent.
Da das studierendenWERK Pauschalmieten vereinbart, die während der laufenden Vertragsperioden nicht angepasst werden können, wurde bereits im Herbst auf die Prognosen für 2023 reagiert und Mieterhöhungen für Neu- und Folgeverträge vereinbart - zunächst im September 2022, dann - nach weiteren Korrekturen der Prognosen durch die EWS - im November 2022. Die Spanne der Erhöhungen pro Wohnheim lag schließlich zwischen 15 und 110 Euro pro Haus.
Dem Umstand, dass es sich dabei um Prognosen für das Jahr 2023 handelte, trug das studierendenWERK durch einen Rabatt für die restlichen Monate des Jahres 2022 Rechnung. Am 14. November wurde das studierendenWERK in den Wissenschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses eingeladen, um die Situation zu schildern.
Im Rahmen der Anhörung baten die anwesenden studentischen Vertreter*innen vehement darum, die Mieterhöhungen zurückzunehmen. Tatsächlich stellte die Senatsverwaltung im Vorfeld der Wiederholungswahlen im Februar 2023 in Aussicht, dass die den Mieter*innen der Wohnheime durch die Energiekrise entstandenen Mehrkosten vollständig durch Mittel aus dem Nachtragshaushalt bezuschusst werden sollen.
Die Umsetzung dieses in den Medien als „Mietenstopp“ bezeichneten Versprechens ist jedoch an zahlreiche Bedingungen geknüpft, u.a. an den Nachweis der Senkung des Energieverbrauchs, und wird daher erst 2023 nach eingehender Prüfung durch die Senatsverwaltung für Finanzen erfolgen können.
Auf dem Weg zu agilierem Arbeiten
Die Abteilung hat bereits im Jahr 2021 einen Reorganisationsprozess eingeleitet, der zu einer Neuverteilung der Aufgaben und in der Folge zu einer Neuaufteilung der bisherigen Teams der Wohnheimverwaltungen und des InfoCenters geführt hat. Ziel war es vor allem, die Arbeit der Abteilung Studentisches Wohnen agiler zu gestalten und damit den Service für die Studierenden zu optimieren. Dieser Prozess wurde im Jahr 2022 intensiv vorangetrieben. Die neuen Teams fanden sich nach und nach in ihren neuen Rollen und Schnittstellen ein. Die Team- und Kulturentwicklung wurde extern begleitet. Dieser Prozess soll 2023 fortgesetzt werden.
Die Anzahl der im studierendenWERK BERLIN verfügbaren Wohnheimplätze ist 2022 leicht gestiegen, verharrt aber insgesamt auf weiterhin niedrigem Niveau.
Vermutlich noch immer pandemiebedingt ist die durchschnittliche Wohndauer auch 2022 weiterhin gestiegen.
Die Versorgungsquote sank erneut auf nun 4,87 Prozent.
Die Durchschnittsmiete lag zum 31.12.2022 bei 291 Euro.
Weiterhin stammen die meisten Mieter*innen aus Asien. Der Anteil internationaler Studierender unter unseren Mieter*innen liegt auch 2022 bei 78 Prozent.
Nicht nur die Anzahl der größeren Bauvorhaben sind 2022 gestiegen, auch die Baukosten haben sich signifikant erhöht.