Ein guter Schlag und du bist Meister

Der Amateur Boxmeister von 1957 trägt einen weißen Pollunder mit eingewebtem Logo. Das große grüne Krokodil verschwindet in der Bauchfalte. Früher bei der Bank nannten sie ihn den „Lacoste-Mann“. Er sitzt an einem runden Tisch, dicht neben ein Aquarium gedrängt. Es fungiert als Raumtrenner und die Fische saugen neugierig an der fleckigen Scheibe. Ein besonders massiges Exemplar starrt mit leerem Blick in die immer gleichen, runzligen Gesichter.

Das chinesische Restaurant in Rudow ist am frühen Abend stark besucht. Ente kross um 17:30, seniorenfreundlich mild gewürzt, garniert mit Petersilie und trockener Karotte.  Der selbst in die Jahre gekommene Besitzer scherzt mit den graumelierten Damen. Dem alten Boxer kneift er kumpelhaft in die massive Schulter.

-          Ich vermisse das gute alte Westberlin

Sagt der schmale Mann am Nachbartisch. Er kämpft nicht nur mit den zähen Morcheln, sondern noch immer mit der Wende. Am liebsten würde er den Rückwärtsgang seines Autos einlegen. Mit dem Mercedes, in dem man nicht essen darf, blind Richtung Vergangenheit rauschen. Über die Prachtstraßen, die man sich nur mit den anderen Autos teilen musste.

Der letzte Kampf des Boxers ist lange her.

-          Hätten sie damals die Sportler aus Ostberlin mitboxen lassen, dann wäre ich sicherlich nie Meister geworden. Ein guter Schlag und du bist Meister.